Heutzutage klingt Hundeerziehung oft ganz einfach – fast schon zu einfach. Positiv bestärken, Negatives einfach ignorieren. Ein Ansatz, der in der Theorie gut klingt und durchaus Sinn macht. Kein Wunder, dass der Beruf Hundetrainer für viele wie ein Traumberuf wirkt. Doch in der Praxis zeigt sich schnell: Dieses einfache Modell kommt an seine Grenzen – vor allem dann, wenn man mit Hunden arbeitet, die mehr brauchen. Hunde, die eine große Werkzeugkiste an Trainingsmethoden und feinem Gespür erfordern.
„Echte Verbindung statt Standardprogramm“
Denn kein Hund ist wie der andere. Es geht nicht um Standardprogramme oder fertige Trainingspläne, sondern darum, Temperamente, Energien und Persönlichkeiten wirklich zu verstehen. In Beziehungen – egal ob zwischen Mensch und Hund oder unter Menschen – geht es nicht um Methoden oder Theorien. Es geht um Werte. Um Glaubwürdigkeit, um Klarheit, um Präsenz, um Fairness. Und vor allem darum, dass du selbst ein Gefühl dafür entwickelst, wo körperliche, geistige oder seelische Widerstände entstehen – und wie du sie auffangen und auflösen kannst.
Ich freue mich riesig über Nalas Entwicklung – sie ist zu einer richtig tollen Hündin geworden. Mein großer Respekt geht an ihren Halter. Denn der Weg war alles andere als einfach: Auseinandersetzungen gehörten zum Alltag – und sie durften niemals ignoriert werden. Ganz im Gegenteil: Genau darin lag ein wichtiger Teil des Lernprozesses.
Eine Begegnung verändert alles
Wie sah der Trainingsplan aus? Tatsächlich hat schon ein einziges Treffen gereicht, um bei der damals 15 Wochen alten Hündin einen wichtigen Grundstein zu legen. Die wichtigste Botschaft dieses Treffens war: Wut und Aggression sind okay – auch wenn es dafür keinen Blumenstrauß gibt. Aber ich sehe dich.
Mit diesem einen Treffen konnten wir bereits eine Richtung vorgeben – weg von der massiven, ressourcenbezogenen Aggression, hin zu mehr Entspannung. Auch die heftigen Reaktionen gegenüber Menschen, die sie anfassen wollten, ließen sich dadurch in friedlichere Bahnen lenken.
Klar war dabei auch: Strenge bei ihren Ausrastern war absolut tabu – das hätte das Konfliktpotenzial nur noch weiter verschärft. Was Nala wirklich positiv verändert hat, waren zwei grundlegende Faktoren: das Gleichgewicht zwischen Akzeptanz und Vertrauen.
„Verstehen statt belehren“
Und genau das ist dem Halter gelungen. Ich bin tief beeindruckt – und freue mich riesig, dass Nala heute ein ganz normales Leben führen kann. Ich mag sie wirklich sehr.
Am Ende geht es nicht darum, Menschen zu belehren – sondern sie abzuholen. Damit sie sich wirklich auf ihren Hund einlassen können.