Gedanken eines Trainers

Der genormte Hundefreund

Gedanken - Mit Hunden leben
geschrieben von Carsten Wagner

Spaziergänge sind eine Wohltat und sie stecken voller Überraschungen. Ich liebe die Menschen, sie werfen so viele Fragen auf und geben noch mehr Grund zum Zweifeln. Ein Blog lebt von Geschichten, und diese ist für mich einfach nur nennenswert. Der geplante Ausflug in die Eifel wurde kurzfristig abgesagt. Mein Wohlsein war abhanden gekommen. Nach etwas Ruhe, einem Tee und Essen ging es mir etwas besser. Wir beschlossen, eine kleine Runde zu drehen. Die Sonne ließ sich blicken und frische Luft ist immer gut. Nun denn. Der Spaziergang verlief ohne jegliche Vorkommnisse. Ich lief etwas abseits. Die drei Hunde ordneten sich bei mir ein und so ging ich meinen Weg. In der Ferne vernahm ich nun ein immer heftiger werdendes Händeklatschen, das untermauert wurde mit Animieren und Schnalzen. Die Geräuschkulisse wurde immer penetranter und sie näherte sich unbeirrt. Als ich meinen Blick auf den Reiz lenkte, kam mir zielstrebig ein Mann entgegen, der offenbar ein Ziel hatte. Während er lauthals sämtliche Artikulationen klatschend begleitete, visierte er meine Hunde an. Rocko schien er besonders ausgewählt zu haben. Der kleine Bursche stand offen bei mir und dachte sich so Seins, als er diesen Sonderling näher betrachtete.

Jetzt schien es für mich Zeit zu werden, eine Frage zu stellen. Ich fragte den Unbeirrten, was das wird und was er vor hätte? Von seiner Handlung überzeugt, entgegnete er mir fromm, er wolle meinen Hunden guten Tag sagen. Ich sagte ihm, das sei schön, doch ich würde es vorziehen, wenn er dies bleiben ließe, und bevor er so offenen Herzens zu mir komme, höflichst fragen solle, ob es uns denn angenehm wäre. Die Antwort auf unsere Bitte kennen so viele Hundehalter, die Ähnliches erleben. Sie ist schlicht, einfach und daher bekannt. Warum? Auf sein ernst gemeintes Warum sagte ich ihm, dass ich dies einfach nicht möchte. Das ließ sein Weltbild über den genormten Hundefreund offensichtlich ins Wanken geraten. Offenbar überrascht sagte mir der gute Mann, dass er regelmäßig in Bochum auf eine Hundewiese gehe, wo ihm alle Hunde entgegen kommen und sich auch deren Besitzer freuen, dass er allen Hunden so offen begegne. Ich sagte ihm, dass ich dies sehr nett von den jeweiligen Besitzern finde, dass sie ihm gestatten, seine Emotion zu befriedigen, doch leider könne ich ihm, in diesem Fall, nicht erlauben, seine emotionale Befriedigung an meinen Hunden auszuleben. Das war für ihn unfassbar. Er pochte auf sein Recht, dass er begrüßen könne, wen er wolle, da es ein freies Land sei, und es mir somit nicht zustünde, ihm das zu verbieten.

Daraufhin äußerte ich, dass er so gesehen Recht habe und es ihm daher gewiss nichts ausmacht, wenn ich mal eben zu seiner Frau gehen würde, die im Abseits wartete, und sie einfach mal ablecke, da es ein freies Land ist und ich begrüßen und ablecken kann, wen ich möchte. Das verstand er nicht, denn schließlich ist seine Frau kein Hund. Gut, dachte ich, den Vergleich kann er nicht verstehen. So präsentierte ich ihm einen weiteren Vergleich, in der Annahme, es würde ihm helfen. In der Hoffnung, er würde begreifen, dass es nicht um den Hund geht, sondern um das Respektieren einer gewissen Individualsphäre, die jeder Mensch und jedes Tier für sich in Anspruch nehmen darf, kam sein Auto dran. Ich fragte ihn, was er davon halten würde, wenn ich mich schön auf sein Auto lege, mich räkle und strecke, denn schließlich ist dies ein freies Land, und ich kann befummeln und benutzen, was ich will. Auch das schien nicht verständlich zu sein, denn dieser Ansatz war ihm zu blöd. Dabei wollte ich ihm doch nur erklären, dass auch ein Hund ein Eigentum darstellt, und er nicht einfach daran herumfummeln kann, nur weil ihm mal danach ist.

Anscheinend machte es bei ihm klick, denn nun stand er noch eine Weile vor uns und ignorierte gekonnt seine rufende Frau. Entweder war er von seinem peinlichen Auftritt gelähmt oder er hoffte, dass ich die Dinge anders sehen würde und ihm doch gestatte, meine Hunde zu befummeln. Er ging dann endlich seines Weges und wir alle hatten wieder mal die Möglichkeit, ein weiteres Bild des Hundefreundes erfahren zu dürfen. Wir waren alle recht amüsiert.

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Carsten Wagner

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