Gedanken eines Trainers

Urlaubswaisen – Hunde zu Besuch!

Jack - Russell - Terrier - Mit Hunde leben
geschrieben von Carsten Wagner

Der Mensch hat zu Beginn der Hundeerziehung nur selten eine klare Vorstellung von dem, was er später von seinem Hund erwartet. Er springt von einem Ansatz in den nächsten und verbaut sich mit allen Versuchen das klar Strukturierte. Wie unglaublich erleichternd ein festgehaltener Weg werden kann, zeigt sich derzeit in unseren vier Wänden. Insgesamt finden über die Pfingsttage, mit unseren zwei Urlaubswaisen, 5 Hunde Unterkunft. Dies ist im ersten Moment nichts besonderes: Nennenswert finde ich allerdings die herrschende Ruhe in unserer Wohnung. Alle Hunden weisen eine innere Grundruhe auf, die sich nicht zu stören sucht. Dass ein erstes und wichtiges Ausbildungselement der Welpenausbildung vom Halter ausgearbeitet wurde, zeigt sich deutlich bei Lui, dem 7 Monate jungen Jack Russell Terrier.
Dieser temperamentvolle, quirlige Junghund findet sofort in eine tiefe Ruhe, sobald er auf seiner ausgebreiteten Decke Geruchsidentifikation macht. Entspannt legt er sich ab, obgleich alle anderen Hunde nicht weiter als 2 Meter um ihn herum dösen.

Hausordnung in der WohungDiese Ruhe sorgt dafür, dass sich kein Hund belästigt oder bedrängt fühlt. Ein jeder schläft tief und fest. In der Wohnung bewegen sich die Hunde respektvoll, ruhig, unauffällig, so dass wir uns tatsächlich die Frage gestellt haben, ob denn nun 5 Hunde im Haus wären. Sind Hunde in der Erziehung den gleichen Weg gegangen, dann kann ich aus eigener Beobachtung her berichten, dass ein gemeinsames Miteinander sehr schnell hergestellt ist, weil jeder Einzelne sich auf das berufen kann, was einer ruhigen, respektvollen Begegnung zu Grunde liegt: die innere Ruhe. Dieses ruhige Miteinander zeigt sich auch bei den gemeinsamen Spaziergängen. Alle Hunde, die in einem klar strukturierten Welpenprogramm das ruhige Ziehen in einem Rudel gelehrt bekommen haben, finden sich auch später sofort in einem fremden Rudel zurecht, das nach bekannten Regeln agiert. Wird zur Rudelformation signalisiert, findet der Neuling sofort seinen Platz, ohne von den anderen selektiert zu werden. Ein jeder kennt die Regeln und akzeptiert die Entscheidung der Führung.

Hat der Welpe in den ersten Wochen Distanz gelehrt bekommen, dann bedarf der vorübergehende Einzug, in einem fremden Haus, mit bekannten Strukturen, keiner längeren Anpassung. Lui und Jasper machten von der ersten Minute an nicht einmal den Hauch eines Eindrucks, ihren Halter zu vermissen. Kein Jaulen, kein Wimmern, kein Unbehagen. Lernt der Hund von Anbeginn das Ertragen von Distanz, so steht er später in keiner leidvollen Abhängigkeit zum Besitzer. Dies ist immer als positiv zu werten und hat nichts damit zu tun, dass der Hund dem Halter gegenüber gleichgültig eingestellt ist. Vielmehr zeigt diese Unabhängigkeit eine ruhende, ausgereifte Persönlichkeit, die sich  aus einer stabilen, inneren Ruhe heraus sehr leicht anzupassen findet.

Welpenausbildung sollte sich an das Einfache halten. Vielen Menschen ist das Einfache jedoch unerträglich geworden, da es frei von Schnörkel ist. Würde der Mensch erkennen, welche Bedeutung eine tiefe, innere Ruhe für einen Hund hat, wäre er nicht so unentschlossen. Beobachte ich, gerade in diesem Augenblick, den sehr in sich ruhenden jungen Jack Russell Terrier, der dicht neben Jasper zufrieden döst, dann weiß ich genau, warum ich meinen Hunden die Essenz der Ruhe, vor aller Auslastung, vermittle.

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Carsten Wagner

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