Bindung / Erziehung

Mensch-Hunde-Beziehung – Ein harmonisches Miteinander

Hundeerziehung kann so einfach sein, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert. Dabei führen bekanntlich viele Wege nach Rom, doch nicht jeder Ansatz bringt auch die nötige Essenz mit sich, die dem Hund zur Ruhe und Stabilität verhilft. In diesem Video zeigt sich sehr deutlich, worin der Unterschied zwischen einer tiefgreifenden Beziehung und einem technisch orientierten Ansatz liegt. Dabei ist kein Ansatz besser oder schlechter, vielmehr sollte man sich bei jeder Herangehensweise lieber die Frage stellen, was genau ich gerade ausbilden möchte und welches Belohnungsmodell zu meinem Ziel führen kann. Denn davon gibt es nicht nur eins, sondern vier! Und in jedem einzelnen wiederum, wird eine andere Emotion geschaffen. Sie erinnern sich: Emotion – Motivation – Verhalten! Will ich die Ruhe in meinem Hund erreichen, die im Video hoffentlich deutlich zu sehen ist, muss mir der Weg dahin genauso bekannt sein, wie jener, der genau zum Gegenteil führt. Zu Trieb, Spannung, Timing und Schnelligkeit. Beides sind grundlegend verschiedene Ziele und Wege. Sie können nicht mit demselben Maßstab gemessen werden.

In welchem Modus sich der Hund gerade befindet, zeigt sich immer in der Annahme des Lobes. Im sozialen Kontext, im ruhigen Miteinander, kann sich der Hund auf ein taktiles Lob einlassen, da nichts Materielles zwischen die in Verbindung Stehenden geschoben wird. Das wiederum führt dazu, dass sich der Hund komplett auf den Halter einlassen kann. Erkennbar ist dies in der Regel daran, dass der Hund seinen Kopf aktiv anbietet und im taktilen Lob verweilen kann. Ich denke, das soeben Beschriebene zeigt sich sehr schön in einigen Szenen des Videos. Jeder steht in subtiler Kommunikation mit mir. Obgleich der Wald in aller Stille voller Aktivitäten ist, bleiben die Hunde immer in ihrer Grundruhe. Sie sind aufmerksam, wenn in der Ferne das Holz bricht oder der Geruch von Wild in ihre Nasen steigt. Doch ohne einen großen Hehl daraus zu machen, befinden sie sich sofort wieder in der geschilderten Ruhe und entspannen sichtlich.

Im Modus der Aktivität verhält es sich ganz anders. Befindet ein Hund sich in einem aufgeregten Verhalten, in Spannung und Trieb, ist er in der Regel nicht in der Lage, ein taktiles Lob anzunehmen, da die Erwartungshaltung zum Verstärker viel zu hoch ist, um ein solches anzunehmen. Dieses situativ bedingte Unvermögen, hat nicht unbedingt damit zu tun, dass er es nicht will, sondern damit, dass er es nicht kann. Denn ab einem bestimmten Grad der Erwartungshaltung blendet der Hund nur noch aus, ist fixiert auf das Objekt der Begierde. Erkennen kann man dies daran, dass der Hund den Kopf bei taktiler Berührung abwendet, sich aus der Berührung herausdreht und den Fokus sofort wieder auf den Primärverstärker (z.B. Futter) richtet.

Zwei Miniatur-Bullterrier und ein Jack Russell Terrier sitzen auf einem Wiesenhang und schauen in die FerneUm den kleinen theoretischen Teil abzuschließen, bleibt zu diesem Waldlauf noch zu sagen: Ich persönlich liebe es, wenn der Ausbildungsstand unserer Hunde zu diesem gemütlichen, ruhigen, besinnlichen Ziehen führt. Ich habe schon oft davon berichtet, dass man den Beziehungsstand im eigenen sozialen Verband besonders in solchen Situationen erkennen kann. Dieses kleine Video soll nur dazu dienen, das Geschriebene lebendig werden zu lassen und dem Leser die Möglichkeit geben sich ein Bild davon zu machen, was ich meine. Ich hoffe, dass dieser kurze Einblick verdeutlicht hat, worum es in meinen Beschreibungen geht. Ab einem bestimmten Beziehungsstand im Mensch-Hund-Gefüge ist es dem Hund ein Bedürfnis im Verband bleiben zu dürfen. Wenn ein Hund permanent den sozialen Verband verlassen will, ihn über Gehorsam bei sich halten muss, dann hat dies immer seinen Grund. Und auch das äußere Bild, würde ein anderes Erscheinen zeigen. Man würde in Diskussion stehen. Das bleibt keinem Verborgen und wir alle kennen das nur zu gut.

Diesen Weg muss man nicht gehen. Er beinhaltet lediglich eine Sichtweise, die ein tiefes technisches und auch mentales Verständnis voraussetzt. Neu ist das Rad hier definitiv nicht erfunden. Man muss nur wissen, wie man es dreht. Ob man diese Ruhe nun gut findet, oder aber auch nicht, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist für jeden, dass er sich mit dem, was er tut, wohlfühlt. Dabei geht es niemals um Perfektion, sondern um Fortschritt, den man allerdings halten muss.

Selbstverständlich kann und muss ich darauf hinweisen, dass dieses Video kein Hinweis darauf ist, die Hunde im Wald frei herumtoben zu lassen. Wildernde Hunde werden nicht selten vom Jäger geschossen und daher obliegt es jedem selber, ob er seinen unerzogenen Hund dieser Tatsache aussetzen möchte, oder es zum Schutz des eigenen Hundes überdenkt. Der Hund kann es nicht besser wissen und wird nur seinem Instinkt folgen, wenn er nichts anderes gelernt hat. Ein Hund der dazu neigt stiften zu gehen, muss in meinen Augen angeleint werden. Denn die Großstadt kann den Egoismus und die Gleichgültigkeit recht gut ertragen. Sie fühlt sich in ihrer Anonymität sehr wohl. Der Wald geht daran zugrunde!

Mit Hunden leben – Hundeschule

Über den Autor

Carsten Wagner

Kommentare

  • ach wie schön…mir kommen die tränen, wenn ich das sehe…ich u. mein bulli, wir finden einfach nicht zueinander, was mich unendlich traurig macht
    gibt es denn nicht auch in berlin einen trainer, der so arbeitet?????

    • Hey Rita. Das weiß ich nicht. Tut mir Leid. Manchmal bin ich auch in Berlin und in der Umgebung, da die Familie dort lebt. LG Carsten

  • Hey…

    und erstmal Respekt muss ich sagen. Du scheinst einer der wenigen Menschen zu sein , der das was er tut, auch wirklich mit vollster innerer Überzeugung tut !

    Mein Bulli ist jetzt 11Jahre und langsam merkt man das er nicht mehr so kann wie er will (vor allem Gelenktechnisch und ich fühle auch immer mehr seltsame Knoten) aber geistig is er sowas von in meinen Kopf verlinkt das es mir echt manchmal so vorkommt als wüsste er bescheid nur wenn ich an etwas denke (fressen ,richtung so gut wie immer korrekt auch fremde wege ohne Leine, für andere HundeMenschen interessiert er sich eigentlich nur wenn ich sie positivnegativ beachte usw.)

    Ich finde deine Bio-psychologische herangehensweise klasse + effektiv und es is bestimmt in einigen Fällen so das du eher die Halter erziehst .

    Mach weiter so ,die Menschen brauchen Menschen wie dich.

    • Vielen lieben Dank Tina. Das ist ja mal ein sehr schönes Lob und Feedback. Das weis ich sehr zu schätzen und bestätigt mich in meinem Tun. Danke und ein guten Start ins neue Jahr. LG Carsten Wagner

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