Bindung / Erziehung

Ausgeglichener Miniatur Bullterrier

Miniatur Bullterrier Chabbi
geschrieben von Carsten Wagner

Mal wieder ein guter Bullterrier!

Ich bin wieder und wieder erstaunt, wie sich die Lernziele in einem Welpen setzen, wenn das vermittelte Wissen vom Kunden mit Genauigkeit gelehrt wird. 3 Wochen ist es nun her, als ich die kleine Miniatur-Bullterrier-Hündin kennen gelernt habe. Was mir damals schon auffiel, war die Qualität ihres Wesens. Sie ist aufgeweckt, ungezwungen, unbefangen. Ihr Grad an Aktivität ist gut ausbalanciert, was sie sich zu einer lebensfrohen Persönlichkeit entwickeln werden lässt.

Miniatur-Bullterrier neigen im Allgemeinen dazu, ihre Frustrationstoleranz von Haus aus eher bescheiden zu halten, was so manchem Halter viel Nerven abverlangt. Auch die Erregungskontrolle scheint bei einigen Exemplaren erst einmal justiert werden zu müssen. Ich habe oft den Eindruck, dass diese Art der Welpen glauben, es ließe sich besser leben, wenn man gleich zu Beginn die Sau rauslässt, wenn ihnen ein Bedürfnis verwehrt wird.

Verweigert man diesen Kandidaten etwas, was sie sich in den Kopf gesetzt haben, legen diese kleinen Energiebündel ihre Emotionen ungefiltert auf den Tisch. Gestrampel, Geschrei, Zwicken, Hysterie. Einige kennen sicherlich diese Art der Abfolge von Verhaltensreaktionen, sobald der kleine Gremmlin in die Verwandlung geht. Dieser kleine Bullterrier ist anders.

Die Halterin setzte in den drei Wochen alle besprochenen Abläufe sehr gut um. Die 4,5-stündige Autofahrt erschwert das stetige Begleiten der einzelnen Schritte und doch kann man an diesem Beispiel sehr gut sehen, dass es das Wenige ist, welches jedoch exakt und genau gelehrt wird, das dazu führt, eine saubere Grundbasis in den Hund zu legen.

Die Besitzerin des kleinen Energiebündels setzte sich, wie wir dies besprochen hatten, mit der Ausarbeitung der Frustrationstoleranz und der Erregungskontrolle der kleinen Hündin auseinander. Zu Beginn war es nicht gerade einfach, wie sie mir berichtete, sich mit diesem geballten Lebensausdruck der recht extrovertierten Hündin herzlich und geduldig auseinanderzusetzen. Wichtig: Das Gehirn des Welpen ist erst mit 16 Wochen fertig entwickelt, was letzten Endes dazu führt, dass viele Verhaltensweisen des jungen Hundes gar nicht richtig eingeordnet werden können.

Wir müssen mehr Akzeptieren lernen!

Mir fällt immer wieder auf, dass Halter von Miniatur-Bullterriern dahin gehend überfordert sind, die stetigen Gefühlsausbrüche anzunehmen und zu akzeptieren. Einige spüren gerade zu den Drang, diese manchmal hysterischen Reaktionen des scheinbar ferngelenkten Hundes mit Sanktionen zu belegen, weil sie dem Glauben unterliegen, man müsse dies sofort unterbinden.

Es hat sich der Glaube festgesetzt, jegliche emotionale Entgleisungen sofort unterbrechen zu müssen, um keine Aggressionen im Hund anzuerziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, sich immer die Frage zu stellen, was genau möchte ich jetzt im Hund erreichen? Vertrauen oder Misstrauen? Souveränität oder Hilflosigkeit? Stabilität oder Instabilität? Und was möchte ich sein: Ein Leitbild, an dem sich der Welpe ausrichten lernt, oder ein überforderter Mensch, der wegen jedem Querschlag die Goldwaage herausholt, weil er von seinen eigenen gesellschaftlichen Normen gefesselt und geknebelt ist?

Dass es auch anders geht, zeigen mir zum Glück einige positive Entwicklungen, bei denen sich die Halter mit Geduld, viel Weitsicht und der gelernten Flexibilität in den Ausbildungsmöglichkeiten, welche sie bei „Mit Hunden leben – Hundeschule‘‘ mit auf den Weg bekommen, einbringen, um situationsbezogen die besten Verknüpfungen im Hund setzen zu können.
An der Entwicklung derer Welpen ist einiges klar erkennbar gewesen: Eine souveräne Haltung, und vor allem eine herzliche Auseinandersetzung mit dem Welpen, führten hinten raus zu Vertrauen und Stabilität.

Der Welpe braucht klare Abläufe und Bilder.

Gestern konnte ich erstaunt beobachten, wie innerlich ausgeglichen dieser kleine Zwerg geworden ist. Die Orientierung zum Halter war phänomenal. Sie beobachtet die Reizlage distanziert, aber nicht ängstlich. Das Bindungssignal des Hundes hat in jeder Situation den sofortigen Abbruch zum Reiz gewährleistet, was den Welpen dazu brachte, stetig bei der Halterin bleiben zu wollen.

Heute stehen neue Herausforderungen auf dem Tagesplan der kleinen Miniatur-Bullterrier-Hündin Chabibi. Wir werden die Reizlage erhöhen, werden die Ablage in eine saubere Verknüpfung setzen und beginnen heute die wichtigen Interaktionen mit ausgewählten Hunden, welche dem Welpen helfen werden, im Leben auch mal den Ball flachhalten zu können.
Auf einen neuen Trainingstag.

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Carsten Wagner

Kommentare

  • Ich glaube einige Hundebesitzer machen sich da keine großen gedanken wie sie ihren Hund erziehen sollen. Ein Hund hat zu gehorchen macht er das nicht bekommt er Ärger, aber ist es nicht gerade das was nicht immer angebracht ist?

    Nicht jeder Hund ist gleich, das ist bei uns Menschen ja auch nicht anders. Daher funktioniert Hundeerziehung nicht nach Schema F. Man muss mit jedem Hund ein wenig anders umgehen. Ihn beobachten schauen wie er reagiert und dann handeln. Dabei spielt es keine große Rolle ob es sich um einen Miniatur Bullterrier handelt oder um eine andere Hunderasse. Klar kann man sagen Rasse so und so verhält sich in der Regel eher ängstlicher, aggressiver, verspielter und so weiter, aber es gibt auch Ausnahmen.

    • Danke für dein Feedback, Christian Beck. Da gebe ich dir vollkommen Recht. Es ist im Bereich Verhaltensreaktionen “nebensächlich”, um welche Rasse es sich handelt. Da funktionieren wir alle ähnlich!

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