Verhalten / Beratung

Bissiger Hund

Jack Russell - Bulldogge - Mit Hunden leben
geschrieben von Carsten Wagner

Der Abendvortrag bei Udo Gansloßer war schon recht interessant. Nach seinen Ausführungen haben bissige Hunde kein gemeinsames Verhalten in der Aggressionsbereitschaft zu eigen, auf das man eine gemeinsame Ursache finden könnte, warum Hunde gebissen haben. Aggressionsbereitschaft ist auch kein Verhaltenskomplex, keine Emotion, auch keine Motivation sowie auch keine Stimmung, die im Hund ausgelöst wird. Sie ist schlicht und einfach nur Mittel zum Zweck. Um ein angestrebtes Ziel zu erreichen, wird eben aus der Werkzeugkiste gegriffen, was vorhanden ist. Man spricht auch von einem Werkzeugverhalten. Was mir wiederum sagt, dass je komplizierter eine Formulierung über die Aggression gestaltet wird, um so weniger Beachtung kann man ihr schenken.

Der Hintergrund der Aggression ist immer die Wiederherstellung der Individualsphäre. Dazu zählt die körperliche Unversehrtheit, der Einfluss, Entscheidungen zu treffen usw. In der Tierwelt werden diese Ressourcen mit einem Vielzweckverhalten durchgesetzt. Es ist das natürlichste der Welt, dass ein Hund aggressives Verhalten zeigt, wenn er sich bedroht fühlt, vernachlässigt fühlt oder wenn ihm Ressourcen genommen werden, die ihm als wichtig erscheinen. Dabei handelt der Hund absolut ökonomisch und lebt nach einer Kosten-Nutzen-Mischung. Das Ziel ist immer, mit minimalen Aufwand den größten Nutzen zu erzielen. Der Hund meint diese Attacken niemals persönlich. Der einzige, der dieses gesunde Verhalten persönlich nimmt, ist der Mensch! Dabei nutzt der Hund, wie auch der Mensch, die im Verhaltensprogramm möglicherweise schon vorhandene, angelegte Risikoabwägung. Auf Deutsch könnte man sagen: Keiner haut sich aufs Maul, wenn es sich auch vermeiden lässt. Aggressives Verhalten kann auch zur Entfaltung kommen, wenn man dem Hund nie einen Protest zugesteht und ihn bei jeder Kleinigkeit deckelt. Mein Welpe darf bei mir bis zur 16. Lebenswoche einfach alles ausleben. Da wir mitten im Beziehungsaufbau sind, hab ich da gar keine Bedenken. Außerdem kann er bis zum 4. Monat bestimmte Verhaltensweisen noch gar nicht zuordnen.

Natürlich gibt es die Sichtweise, den Hund sofort zu maßregeln, wenn er knurrt. Da sind wir wieder beim Motivprogramm. Ich sehe das so: Wenn mich ein Schulkind anpöbelt, verziehe ich nicht mal ne Miene. Man muss nicht immer alles gleich auf die Goldwaage legen. (Der Typ Hund ist dabei zu beachten!)

www.mit-hunden-leben.com

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Carsten Wagner

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