Das Laute ist oft kurzlebig
Im Laufe dieser Tätigkeit als Dienstleister, für Mensch und Hund, trifft man auf eine schiere Unzahl von Menschen, die so, wie sie aufgetaucht sind – plötzlich, euphorisch und laut – von jetzt auf gleich, mit absolutem Stillschweigen, verschwinden.
Wertvoll sind diese Begegnungen dennoch. Auch wenn das gezeigte Verhalten im Einzelnen durchaus als unbrauchbar eingestuft werden kann, ist das menschliche Dasein als unschätzbar zu beschreiben. Es heißt, wir können von jeder Begegnung etwas lernen, wir müssen nur zuhören.
Und dies kann nur gelingen, wenn wir unser Ego nicht über alles stellen, und glauben, wir seien besser als unser Gegenüber. Das sind wir nicht. Wie gleich wir alle sind, zeigt unser aller Bestreben, Glück zu erlangen und Leid zu vermeiden.
Das Leise hat bestand
Dann gibt es die anderen Menschen. Sie kommen leise, beständig, nicht fordernd und mit aller Herzlichkeit. Sie gleichen keiner Supernova, die explosiv und strahlend hell unser geistiges Bewusstsein in Aufruhr bringt. Sie sind nicht die Menschen, die ihre Herzlichkeit stetig bekunden, ihre Freundschaft mit Worten bei jeder Gelegenheit untermauern müssen – best friend forever – da sie glauben, je lauter man dies schreit, desto stärker wird das Band.
Diese anderen Menschen wissen, dass Freundschaft im Kern still ist. Ihr ganzes Dasein wirkt nicht störend und ihre zum Teil nervigen Eigenarten sind uns sympathisch, ja sie fehlen uns sogar, wenn wir sie nicht mehr um uns haben. Diese Menschen sind mit der unsrigen Chemie kompatibel. Sie teilen den gleichen Humor, besitzen ähnliche Macken und attackieren nicht mit gesprochenen Spitzen.
Weder eine Beziehung noch eine Freundschaft kann dies auf Dauer ertragen. Ich treffe auf viele „freundschaftliche“ Verbindungen, die sich mit dem Stachel des Sarkasmus anfeuern. Es geht immer nur solange gut, bis einer weint.
Humor verbindet
Die Menschen, von denen ich rede, Lachen mit mir, passen sich dem thematisierten Humor blitzschnell an, beherrschen ein humorbezogenes, sinnloses Geschwätz so präzise, dass es für uns alle ein Leichtes ist, auf jede Silbe mit noch mehr Unfug aufzuspringen.
Doch genauso, wie dieser Mensch, in unseren Rhein, mit allen Floskeln sinnlos schwatzt, doch nie ohne Niveau und charakterlicher Stärke auftritt, kann er Stille halten, die inhaltlich mit einer Leere, so wie es die Buddhaschaft beschreibt, bis zum Rand gefüllt ist. Um kurz aufzuklären: Im Buddhismus bedeutet die Leere das Absolute. Die Wahrheit.
Es beschreibt, dass alles, was wir wahrnehmen, fühlen, spüren, den Ursprung in der Leere hat. Auch die Physiker gehen mit dieser Erkenntnis einher. Untersucht man ein Objekt bis aufs kleinste Element, stößt man unweigerliche auf einen leeren Raum, der alles andere als das Nichts bedeutet.
Menschen, welche diese Stille in sich tragen, die auch gemeinsam ertragen werden kann, sind unbeschreiblich wertvoll. Man fühlt sich wohl, wenn sie dich umgeben, empfindet tiefes Vertrauen – im Bereich des Hundetrainers ist dieses Gut nur selten zu finden – was dazu führt, dass man sich zeigt, so wie man ist.
Die Umarmung sagt alles aus
Solche Menschen begrüßen dich nicht einfach. Sie umarmen dich herzlich, lange und ohne Vorbehalt. Sie suchen keinen Vorteil, heben dich nicht auf ein Podest, lecken dir auch nicht den Mund. Stehen dir nicht mit der aktiven Demut gegenüber. Sie sind Menschen, mit denen man in den Urlaub fährt und nach diesem, einen dritten und vierten plant.
Es sind die Menschen, die mich vor langer Zeit als Kunden aufgesucht haben, um vordergründig die Beziehung zu ihrem Hund verbessern zu können. Am Schluss haben Sie nicht nur die Verbindung zu ihrem Hund gestärkt, sondern unser aller Privatleben eine weitere Beziehung hinzugeführt, die nachhaltig ist, die emotionale Spuren hinterlässt, die eine Stille um mich / uns erzeugt, die den Inhalt meines / unseres Lebens überprüfen lässt.
Diese Menschen personifizieren den Begriff Freundschaft. Zeigen die immense Wertigkeit ihres Daseins in mannigfacher Ausführung vermehrt noch durch ihr Ableben. Bringen uns mit ihrem körperlichen Abstieg ins Erdreich und dem metaphysischen Verschmelzen kosmischer Winde den Begriff Vergänglichkeit schmerzlich so nahe, dass wir die sich wiederholenden Momente wie eine Schleife wahrnehmen, weil wir uns der Realität entziehen wollen.
Freunde vergisst man nie
Diese Menschen gehen genauso, wie sie gekommen sind. Leise, überraschend auffallend, mit aller Herzlichkeit. Sie sind im Kommen, im Dasein, und im Gehen nachhaltig. Ihr Fehlen bleibt für lange Zeit nicht unbemerkt und Schattenbilder schenken sie uns bis zu unserem eigenem Übergang. Ein Freundeskreis kann sich ehrbar schätzen, solch einen Menschen in den Rhein erlebt haben zu dürfen.
Uwe Bünting ist als Kunde von „Mit Hunden leben – Hundeschule“ gekommen. Begraben wurde er als Freund. Im Wald, an einem Baum. Frei von jedweder Friedhofsidylle und beklemmenden Gräbern, die den Weg bis zum Urnenschacht säumen. Das Zollen des letzten Respekts war ohne eine aufgeblasene Zeremonie.Die Andacht ward gehalten, ohne die Worte eines Priesters, der die Verbindung zu Gott beschreit und dessen Versuch, den verbliebenen Menschen mit seinen Eigenarten und menschlichen Vollendungen beschreiben zu wollen, ohnehin mit der ersten Silbe gescheitert wäre.
Freunde können nur von Freunden beschrieben werden. Die Worte waren bei strahlend blauen Himmel und eisigem Wind mit aller Ehrlichkeit und Herzblut zur letzten Ehrdarbietung gesprochen wurden. Sie waren persönlich, treffend, brannten sich ein.
Machten bewusst, wie wertvoll die Familie, jeder einzelne Freund ist – jeder meiner Freunde weiß, dass es einen Punkt gibt, wo ich Familie und Freundschaft nicht mehr trennen kann – und wie kostbar jeder Augenblick des Lebens ist, weil man ihn mit einem Atemzug vollenden kann. Zeitlos sind nicht die Lebenden.
Gute Reise Uwe
Mit Hunden leben – Hundeschule
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