Eine Leidenschaft entsteht nicht über Nacht!
Miniatur-Bullterrier begleiten mich schon seit 20 Jahren. Fasziniert von ihrem Wesen und dem äußeren Erscheinungsbild ist es, seit der ersten Bekanntschaft 1998, um mich geschehen. Nun würde ich mich jedoch nicht als fanatisch bezeichnen, denn ich finde viele Hunderassen interessant, bleibe somit offen für neue hündische Bekanntschaften. Ich halte es eh für recht fragwürdig, eine Hunderasse für besser oder schlechter zu beschreiben. Wer sich mit den beziehungstechnischen Fragen auseinandersetzt, wird schnell erkennen, dass es weniger die rassespezifischen Eigenschaften sind, welche das Beziehungskonstrukt kompatible konstruieren lassen, als vielmehr die energetisch-chemische Verbindung charakterlicher Kompatibilitäten.
Eines kann man jedoch festhalten: Einer dieser charmanten Kobolde wird wohl ein stetiger Begleiter meines Weges sein. Dennoch sollte man sich bei aller Faszination gegenüber der Rasse ihrer Zerbrechlichkeit bezüglich zuchtselektiver Eigenschaften gewahr sein. Zuchtselektionen, welche das äußere Schönheitsideal und das innere Verhaltensspektrum in Einklang bringen soll, sind nichts endgültiges und verfallen in instabile Einzelbausteine, wenn man sie nicht pflegt und die einzelnen Elemente vernachlässigt. Man kann Schwächen nicht einfach kompensieren.
Das Moderne sollte sich am Alten ausrichten und nicht umgekehrt!
Ich beobachte die „moderne“ Zuchtentwicklung des Miniatur-Bullterriers mit etwas Argwohn. Ich habe den Eindruck, dass sich so mancher Jungzüchter auf eigene Faust durchschlägt und mehr ausprobiert, als dass er weiß, was er da tut. Das muss nicht unbedingt immer schlecht sein, doch denke ich, dass Experimente auf Hintergrundwissen zurückgreifen sollten, um ein optimales Ergebnis in Erscheinung und Verhalten zu erzielen.
Es gibt nicht mehr viele Züchter der alten Garde, mit fundamentalem Fachwissen und dem richtigen Bauchgefühl, welches sich in den Jahrzehnten, durch Erfolg und Misserfolg, zu einem schwer zu erreichenden Erfahrungsschatz aufgebaut hat. Erfahrungswert und Gradlinigkeit sind für mich erstrebenswerte Eigenschaften. Hört man sich jedoch in der jungen Züchterwelt um, scheint es noch eine Weile zu brauchen, um die Qualität der Altzüchter zu erreichen.
Es ist doch wie überall im Leben: wer als Neuling glaubt alles zu wissen, ohne auf das Alte aufzubauen, wird am Ende nicht mehr als eine flüchtige Sternschnuppe am Himmelszelt sein, die kurz von ihrer Schönheit überzeugt, doch am Ende namenlos verschwindet, ohne einen tatsächlichen Wert hinterlassen zu haben.
Alte Züchter, alte Werte!
Züchter, wie die Wangrins (Zwinger vom Fürstengraben) oder Marion Gärtner Jamin (Zwinger Little Chili Peppers ) u.v.a. sind Züchter der alten Garde. Die alten Werte der Zucht zeigen sich immer wieder im Wesen ihrer Hunde. Verbringt man einige Zeit in ihrem Heim, erkennt man auch sofort, weshalb sich diese Hunde von so vielen anderen unterscheiden. Hier beim Zwinger Little Chili Peppers läuft die Sozialisierung natürlich ab. Jeder der 9 Hunde beteiligt sich an der Erziehung der jungen Welpen auf seine eigene Art und Weise. Mit einer Selbstverständlichkeit, Vertrautheit und Unbefangenheit übermitteln sie den jungen Hunden den sozialen Umgang mit Ihresgleichen.
So erlangen die Hunde auch gegenüber dem Menschen Stabilität und Vertrauen, da ein jeder Besucher angehalten wird, sich in den Welpenauslauf zu setzen, um den Welpen die Chance zu geben, ihr erfahrenes Menschbild zu erweitern. Ist man sich darüber im Klaren, dass der Züchter ⅔ der Verantwortung für die Entwicklung des Hundes trägt, kann man hier nur ein gutes Gefühl haben, sich einen Welpen aus diesem Zwinger auszusuchen.
Auch meine Hunde durften die Gastfreundschaft von Little Chili Peppers sofort in Anspruch nehmen. Emma ging auf Tuchfühlung mit den Welpen, was mich offengesagt erstaunte. Marions Urvertrauen verschaffte den Welpen eine weitere Möglichkeit, das Bild der Artgenossen zu erweitern, in dem sie ohne Vorbehalt zugelassen hat, dass ein fremder Hund mit ihren Welpen Kontakt aufnahm.
Züchter helfen, wenn es drauf ankommt! Der Fall Helga Heinrich.
Dass Marion Gärtner Jamin ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt, zeigte der Umstand, dass sie einer Kundin selbst dann mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn gefühlt die ganze Welt gegen die Kundin wettert. Sie ist selbst dann ein Züchter mit Werten, wenn ein unbedeutender Facebook-Mob mit aller Hässlichkeit und Einfältigkeit zu hetzen beginnt. Einen großen Respekt für die Standhaftigkeit und die Weitsicht, die Dinge erst dann zu beurteilen, wenn man sich ihrer Fakten genaustens bewusst ist. Menschen, die sich aufgrund ihrer Werte nicht von der Masse beirren lassen und den Angeklagten weiterhin mit Herz und guten Worten beiseite stehen, auch wenn alle dagegenhalten, nenne ich charakterfest.
Helga Heinrich konnte für einen kurzen Moment wieder lächeln. Erst vor kurzem musste sich die Hundebesitzerin von ihrer Miniatur-Bullterrier-Hündin verabschieden. Ein gefundenes Fressen für den Facebook-Mob, der gerade zu auf der Lauer gelegen hat, um mit unfassbarer Hetzkampagne ein weiteres Opfer bis auf die Grundmauern zu zerhacken. Erwachsene Menschen, unter ihnen Züchter, beflügelten das gnadenlose Treiben, ohne die wahren Ursachen dafür zu kennen. Menschliche Schwäche verpackt im Sonderpaket der Arroganz und Überheblichkeit.
Der Grund des Verabschiedens war eine Verhaltensauffälligkeit, die sich auf neuronalen und hormonellen Ursachen begründete. Kein Erziehungsfehler, was man Helga Heinrich doch so bitter böse unterstellte. Ich selbst sah mir die Umstände und Verhaltensweisen der Hündin auf Videos an und sah die besorgniserregende Veränderung der Hündin. Die möglichen Gründe wurden sachlich diskutiert, was für Helga Heinrich nicht einfach gewesen war.
Umso mehr freuten wir uns, Helgas Kummer durch die Welpen von Little Chili Peppers kurzzeitig vertreiben zu können.
Ein Sonntagnachmittag im Zwinger von Little Chili Peppers ist alles andere als langweilig. Hier dreht sich das Leben um den Hund. Einfach, ehrlich, ohne Schnickschnack.
Danke für diesen schönen, lustigen Tag.
PS: Danke, Marion, für das herrliche Fußbad. Es war bei diesen Temperaturen eine Wohltat.