Gedanken eines Trainers Wissenswertes

Wie skrupelloses Zuchtverhalten dem Wesen einer ganzen Rasse schadet

geschrieben von Carsten Wagner

Ein Trend, den ich derzeit mit etwas Besorgnis beobachte, ist die allem Anschein nach zur Mode gewordene Zucht des Miniatur-Bullterriers. In letzter Zeit sind mir vermehrt Welpen begegnet, deren Wesen mit Konflikten beladen schienen und die in der Folge Verhaltensweisen zeigten, die als sehr anstrengend bezeichnen werden können.

Der Umgang mit der Umwelt hängt vom Nervenkonstrukt ab!

Viele gearbeitete Welpen hatten große Schwierigkeiten, sich mit den Umwelteinflüssen auseinanderzusetzen. Sie wirkten insgesamt überdreht, nicht belastungsfähig und absolut unausgeglichen in ihrem Erscheinen. Schaukelten sich die Welpen in den Trieb, wirkten sie fast schon „ferngesteuert“ und waren für den Halter unkontrollierbar. Sie bissen in Hände und Gesicht, und jeder Versuch, den Welpen in die Ordnung zu rufen, führte bei diesem tasmanischen Teufel erst recht zu einer Wut, die an ein schreiendes Kind erinnert, das sich in einem Geschäft auf den Boden schmeißt und hysterisch mit Händen und Beinen herumfuchtelt – während es sich dabei selbstbelohnend immer mehr hineinsteigert.

Verhalten darf nicht interpretiert werden!

Die Verhaltensauffälligkeiten kamen besonders dann zum Vorschein, wenn dem Welpen etwas verwehrt wurde, er in eine ruhige Position gebracht werden sollte, man ihn hochheben wollte oder aber auch, wenn eine Ressource im Spiel war. Nun darf man natürlich bei einem Welpen ein gesundes, toughes Inanspruchnehmen eines Knochens belächeln und nicht überbewerten. Wenn allerdings ein 11 Wochen junger Welpe quer durch die halbe Küche schießt und dem Halter attackierend ins Bein beißt, nur weil er unerlaubt seine Küche betritt, während der junge Herr sich am Futter labt, sollte man zumindest eines in Erwägung ziehen: Jemanden aufzusuchen, der den Sachverhalt nüchtern einschätzt und begleitend zur Seite steht.

Dieses Verhalten als normal oder unnormal zu bewerten, wäre oberflächlich, kategorisch gedacht. Verhaltensäuffälligkeilen als „gut“ oder „schlecht“ zu beurteilen ist menschlich, nicht aber hilfreich. Ungehalten waren die Welpen auch gegenüber den Haltern, wenn diese sich beim Hund ruhig einbringen wollten. Ein Großteil der jungen Hunde reklamierte massiv attackierend: Ein Welpe mit guter Substanz reklamiert zwar das Einbringen, um sich ein Bild des Leitmenschen zu machen. Bei glaubhafter Konsequenz, mit ehrlicher und herzlicher Absicht, geht jedoch jeder Welpen nach kurzer Zeit in die Kooperation und fügt sich der liebevollen Autorität. Bei diesen Kandidaten war es allerdings eine Geduldsprobe, die sich hinziehen konnte. Und blutige Finger hinterließ.

Nun mag man die Auffassung vertreten, dass lauthals protestierende Hunde kernig und selbstbewusst sind. Sie zeigen gerne, wer sie sein wollen. Natürlich sind Bullterrier sehr von sich eingenommene Hunde. Und es gibt tatsächlich den einen oder anderen Welpen, der mental überzeugt werden will, weil er dem Halter nicht glaubt. Doch in diesem Fall hat die geschilderte Überreaktion nichts mit Stärke zu tun. Hier handelt es sich um eine Wesensschwäche, einen Mangel an Wesen. Starke, in sich geschlossene und konfliktfreie Hunde steigern sich nicht hysterisch in den Widerstand und beißen mit 10 Wochen hemmungslos in die Hand, die sie führen will, nur weil ihnen gerade etwas nicht passt. Besonders aufgefallen ist mir das konträre Verhalten, wenn diese Aggression blockiert wird. Sobald diesen Welpen vergönnt war, mit Aggression auf diesen Kommunikationsprozess zu reagieren, offenbarte sich ihre ganze Instabilität.

Genetische Grundlagen überspringen Generationen!

In der folgenden Videosequenz ist der Mangel an Wesen klar und deutlich, unverblümt zu erkennen. Ich habe dieses Video bewusst sehr kurz gehalten, um den Respekt und die Achtung gegenüber Halter und Hund zu wahren. Dieser kleine Kerl wird wohl ewig in meinem Kopf bleiben, da ich rückblickend sagen kann, ihn in mein Herz geschlossen zu haben. Es ist nicht gerade selten, dass ich Welpen begegne, die solche oder ähnliche Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Bedauernswerte Wesen, die sich solchen Konflikten ergeben müssen, sollten Mahnung für jeden Züchter sein, auf Stabilität zu achten.

 

Hinweis

Eine extrem auffällige, kontrastreiche Gemütslage hat nichts mit Ungehorsam zu tun. Sie weist auf Konflikte hin, die verstanden werden müssen. Schlägt die Stimmung von einer Sekunde auf die nächste ins Gegenteil um, verwandelt sich Fröhlichkeit rasant in ernstgemeinte Aggression, sollte das Motiv die Herangehensweise bestimmen. Eine Korrektur würde in diesem Alter, gerade bei solch einem Verhalten, fatale Fehler anrichten!

Ist der Welpe überdreht, wird der Gehorsam keine Ruhe bringen!
In der Welt der Dualität hat alles eine Kehrseite. Das Gegenteil übertriebener Aggression ist das Meideverhalten. Es trägt die Unsicherheit in sich. Schwingt der Welpe mit starker Intensität zwischen den beiden gegenüberliegenden Polen hin und her, besonders, wenn er belastet wird, führt dies unweigerlich zum Systemeinbruch, weil die Mitte nicht erreicht wird. Ruhelos, rastlos, getrieben, bis hin zur Erschöpfung, verausgabt sich so ein kleiner Kerl, was nicht unbedingt der Stabilität im Verhalten dient.

So kann dieses aufgewühlte, verunsicherte Wesen nur unberechenbare Verhaltensweisen ans Tageslicht bringen, weil einfach nichts in ihm ruht. So ein armer Kerl ist mit sich selber absolut überfordert. Es brodeln in solch einem Burschen die Konflikte, und da er von einer – für ihn unkontrollierbaren – inneren Unruhe getrieben wird, wäre jede Korrektur zu diesem Zeitpunkt der größte Fehler. Dieses Verhalten richtig einzuschätzen, ist eine Herausforderung. Ein unerfahrener Hundehalter gelangt dabei schnell an seine Grenzen. Eindringlich sei der Halter davor gewarnt, zuzulassen, dass sich verschiedene Trainer an einem solchen Hund ausprobieren dürfen.

Zucht hat nichts mit Objektivität zu tun!

Bei sehr genauer und langer Recherche findet man Züchter, die Hunde mit ausgeglichenem Wesen hervorbringen, welche sich nicht plötzlich in hysterische „Waschweiber“ verwandeln. Viele Zwinger sollten allerdings ihre Motive mit allergrößter Ehrlichkeit sich selbst gegenüber überprüfen.

Ich selber bin und werde aus zweierlei Gründen kein Züchter: Die Verantwortung liegt mir viel zu hoch – und ich glaube nicht, dass ich diesen hohen Ansprüchen gerecht werden würde. Beim Schaffen von Leben sollte der Mensch nicht leichtfertig handeln. Doch diesen Eindruck habe ich oft, wenn ich mir das Schaffensprodukt so mancher „Züchter“ anschaue. Ich habe genügend Einblick hinter die Kulissen erhalten, um zu wissen, dass es gerade die leichtfertige Einstellung gegenüber der Zucht ist, die den Qualitätsanspruch des Miniatur-Bullterriers stark sinken lässt.

Genetisch defekte Veranlagungen bei ausgewählten Zuchthunden wollen nicht gesehen werden, um das makellose Erscheinungsbild einiger Zwinger nicht zu beschmutzen. Eine Hand wäscht die andere. Nimmt man sich auf Zuchtschauen die Zeit, genauer hinzusehen, fällt ein reges Händeschütteln vor Beginn der Bewertung auf. So wundert es mich nicht, Hunde, die zu den geschüttelten Händen gehören, auf den vordersten Platzierungen zu finden. Werden Hunde nach Beziehungen gewertet, weil der eine dem anderen gefällig sein muss, um auf anderen Schauen eine gute Bewertung zu erhalten, dann ist das schlichtweg korrupt.

Bestechlichkeit in dieser Form betrifft nicht nur den einzelnen Hund. Es ist ein Zugrunderichten der ganzen Rasse. Wer dennoch glaubt, dass die Zucht und die Wertung des Miniatur-Bullterriers moralisch tadellos und objektiv seien, ist naiv. Richter mit Herz und Verstand, die aus Leidenschaft richten, sind rar und gerade deshalb so wertvoll. Ich weiß gar nicht, ob es in dieser Branche noch wirkliche Selbstlosigkeit gibt.

Wer als Neuling denkt, er begebe sich mit seiner Idee, Ruhm und Ehre durch Ausstellung und Zucht zu erreichen, in eine freudestrahlende Gesellschaft, die auf innovative Köpfe mit Rede und Sekt einen Willkommensgruß singt, wird enttäuscht. Denn er wird schwindelerregend feststellen, den weiteren Zuchtweg in Ketten beschreiten zu dürfen. Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Züchterin über das Züchten. Sie sagte wortwörtlich: „Mit den Leuten im Vorstand musst du dich gut stellen, sonst drehen sie dir den Hahn zu, bevor du je mit Züchten angefangen hast“. Pudere der Chefetage den Hintern, und dir wird eine Erlaubnis erteilt, züchten zu dürfen.

Geht dir der Puder aus, sind die hinteren Plätze deine. Viel zu viel wird auf hoher Position in Vereinen verwischt, verschwiegen und gedeckelt, damit kein verdächtiger Geruch nach draußen gelangt. Die internen Machenschaften, auch in Bullterriervereinen, sind der zweite Grund, weshalb ich mich aus allen züchterischen Aktivitäten heraushalte und heraushalten werde. Die Sparte der Zucht hat ähnliche Antriebsstrukturen wie die freie Marktwirtschaft. Geld, Ruhm, Einfluss, mit manchmal nach außen getragener Arroganz und Überheblichkeit, scheinen die angestrebten Ziele zu sein.

All dieser menschliche Hunger nach Anerkennung wandelt mit der Zeit ein tugendhaftes Streben in eine triviale, oberflächliche Zurschaustellung des eigenen Erfolges. Wenn es wahrhaft um den Erhalt und das Verbessern eines Rassestandards ginge, verstehe ich nicht, weshalb Missgunst, Manipulation, Uneinigkeit in den Vereinen wohnen – und die Zuchtschauen lenken. Wenn sich die großen Bullterriervereine noch nicht einmal den Dreck unter den Nägeln gönnen, wie soll es dann der kleine tun? Vereinsmeierei auf „hohem Niveau“. In allen Belangen.

Das Gedeckel, das Verwischen, das Verschweigen ist eine Unverantwortlichkeit nicht nur der Rasse gegenüber, sondern auch gegenüber den Menschen. Wenn „Züchter“ noch aus dem heillos verkorksten Wesen bare Münze zaubern, ist das wirtschaftlich gesehen eine Meisterleistung. Menschlich allerdings skrupellos. Ist der Mensch nur noch in seine eigenen Bedürfnisse verliebt, setzt er alles daran, sie zu erfüllen.

Der Vorsatz, Dinge grundsätzlich verändern und verbessern zu wollen, verliert in der Masse aller menschlichen Verfehlungen den euphorischen, aus der Ehrlichkeit entstehenden Antrieb. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die universelle Quelle der Intuition, aus der sich die innere treibende Kraft, der Tatendrang, einer Leidenschaft uneigennützig folgen zu wollen, um Großes zu schaffen, versiegt.

Einer ist zu viel – ein verzerrtes Bild

Ich habe Hundebesitzer kennengelernt, deren tränenverschmierte Augen mein Mitgefühl erweckten – weil der lang ersehnte und „sorgsam ausgewählte“ Wunschhund ein nicht einzuordnendes Gesicht zeigte, das den Spaß am Bullterrier mit einem Schlag zerstörte. Menschen, bei denen ein 10 Wochen junger Neueinzug zum unerfreulichen Thema wird, geben den Welpen nach langer, schwerer Zeit des Hin-und-Herüberlegens nicht nur wieder ab, sondern sie kaufen sich nie wieder einen Bullterrier. Und das verzerrte Bild zum Bullterrier wird überzeugt weitergegeben.

Ich habe Geschichten erlebt, die weitaus trauriger beendet wurden, und kann nur aus der Distanz her berichten, welcher Leidensweg bis hin zur letzten, einschneidenden Entscheidung von diesen Menschen gegangen wird. Nicht nur, dass sich die Leidenden aus Schuldgefühl und Selbstzweifel emotional zerreißen. Die vom Unglück aufgesuchten werden zusätzlich auch noch im sozialen Netzwerk zerfleischt. Der Mensch: Er ist so kleinlich gegenüber den Verfehlungen anderer – und so unglaublich tolerant gegenüber den eigenen.

Züchter sind fast immer ahnungslos

Schildert der Welpenkäufer dem Kreateur des Lebens die Auffälligkeiten seines neuen Einzugs und konfrontiert er ihn mit unangenehmen Fragen, kann es sein, dass dem Anrufer mit aller Dreistigkeit ein Schuldspruch um die Ohren fliegt, der das Telefonat auch sofort beendet.

Anschuldigungen und Äußerungen zur Unfähigkeit des Käufers gibt es zur Genüge, die mich an der Wahrnehmungsfähigkeit einiger Menschen zweifeln lassen: „Ihnen könnte man jeden Hund geben, den würden Sie in drei Tagen versauen”, „Bullterrier sind anders, Sie müssen denen einfach mal richtig sagen wo es lang geht, dann lässt er auch das Beißen!”, „So war der Welpe nicht, als er bei uns war!”, oder auch „Das prägt sich schon aus, stellen Sie sich mal nicht so an”. Nun sind diese Anschuldigungen natürlich nicht an der Tagesordnung. Es sind Einzelfälle – aber solche, die sich häufen.

Das Traurige sind noch nicht einmal die Äußerungen, die man bei aller Unsicherheit und Ratlosigkeit erfahren muss, sondern der aufkeimende Zweifel, ob man nicht doch an allem schuld wäre. Verhaltensweisen, wie sie in der Videosequenz zu sehen sind, sind definitiv kein Verschulden des Halters. Welpen mit konfliktgeprägtem Wesen sind Teil jeder Modezucht. Diese Realität überrennt den zu Beginn noch glücklichen Hundebesitzer mit voller Wucht; kommen jetzt noch falsche Ratschläge dazu, schließt sich der Kreis und das Dilemma ist perfekt.

Der Miniatur-Bullterrier wird diesen Hype nicht unbeschadet überstehen. Die Spezies Mensch bekommt wahrlich alles kaputt.

Ruhm und Geld haben die Zeit noch nie überstanden!

Bei allem Verdienst und Ruhm in der Zucht sollte nicht nur Ehrlichkeit das Fundament des Geschäftes sein. Es sollte auch die Zeit gefunden werden, sich immer wieder den wahren Hintergrund züchterischer Aktivitäten vor Augen zu führen. Geld und Anerkennungen dürfen Nebenerscheinungen sein, aber nicht die Essenz. Jeder, der sich daran macht, neues Leben zu kreieren, sollte ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl in sich tragen. Denn schließlich ist es für viele Menschen in den nächsten 12 bis 14 Jahren der einzige Hund.

Im Gegensatz zum Züchter kann er eben nicht auf andere Hunde zurückgreifen, wenn er des misslungenen Geschöpfes überdrüssig wird. Das einfache Mensch-Hund-Gespann ist gebunden! Nun ist die vielversprechendste Verpaarung zweier gesunder Hunde natürlich kein Garant dafür, die besten Welpen der Welt zu erhalten. Viele weitere Faktoren entscheiden über das spätere Verhalten. Obgleich es nicht in die Verantwortung des ehrlichen Züchters fällt, welchen Weg sich das Leben bahnt und wie es sich zum Ausdruck bringt, so liegt sie mindestens aber im Vorsatz, im Motiv, in der Einstellung.

Der Herr hat uns ein Licht geschenkt

Ohne Frage gibt es auch die Züchter, dessen Liebe zur Rasse alles aufhebt. Sie sind leise, ecken nirgendwo an und bringen wahrlich schöne Hunde hervor: stabil im Wesen. Der seriöse Züchter ist ein Juwel im Haufen der verdreckten Steine. Durch seine gute Arbeit komme ich in den Genuss, dem angestrebten Standard des Miniatur-Bullterriers zu begegnen. Es macht Hoffnung, dass sich die Rückbesinnung zur Qualität wieder finden wird.

Der Mangel an Wesen kann die Schönheit niemals kompensieren. Man muss mutig sein und sein Motiv stetig überprüfen. Dass es möglich ist, bewies die Züchterin meiner Hündin. Obgleich dieser Hund hervorragende Anlagen mitgebracht hat, der Welpe in der Schweiz als sehr hoffnungsverheißend gewertet wurde, lehnte die Züchterin auch nach Drängen und jeglichen Überredungskünsten ein Züchten mit dieser Hündin ab.

Der Grund war ein Vorbiss. Da wurde empfohlen, die Zähne zu drücken, Spangen anzubringen, um den Hund für die Zucht zu modellieren. Das ist für mich eine Züchterin, die sich der Verantwortung bewusst ist. Denn egal, wie sehr ich die Zähne auch beginne zu drücken und zu ziehen, die Fehlstellung wird weitergegeben und solch eine Herangehensweise kann der gesunden Erhaltung der Rasse niemals dienlich sein.

Fehler summieren sich, und wenn man die Fehler fleißig nährt, erkennt man am Ende aus lauter eingekreuzten Fehlern gar keinen Hund mehr. Dieses eine Beispiel zeigt nur einen kleinen Teil der Schummelkiste, aus der sich standardisiert in der Zucht bedient wird. Die Kiste ist groß, tief und der Neuling muss aufpassen, dass er nicht hineinfällt, wenn er darin sucht. Jemand, der nicht gänzlich auf den Kopf gefallen ist, kann sich also ausmalen, was geschieht, wenn man Hunde mit Wesensauffälligkeiten zur Zucht einsetzt, nur weil sie einem äußeren Ideal entsprechen. Ich habe schon einige hübsche Menschen kennen gelernt. Am Ende haben sie doch nichts getaugt.
Schlafen Sie über Ihr Kaufvorhaben.
Und hören Sie auf den Zweifel!

Achten Sie also beim Kauf auf jedes Detail beim Welpen. Fragen Sie nach dem Wesen der Elterntiere. Achten Sie auf das Verhalten aller Tiere, auf den Züchter selbst. Ein großer Name bedeutet: gar nichts. Es sind am Ende nur Menschen wie wir alle. Mit Schwächen, die nicht selten bis zum Himmel stinken. Stellen Sie ihm Fragen, denn es ist nicht nur das Recht des Züchters Fragen zu stellen. Seien Sie pingelig. Machen Sie einen Welpentest.

Ich teste jeden Welpen – und wenn es dem Züchter nicht passt, dann gehe ich und er kann seine Welpen behalten. Schauen Sie ins Maul des Welpen. Informieren Sie sich über die Elterntiere, schon bevor Sie zum Züchter fahren. Man erfährt mehr in den Zuchtforen, als einem manchmal lieb ist. Wenn hier schon über einen Rüden oder eine Hündin gemunkelt wird, die in der Verpaarung ausgewählt wurden, dann seien Sie vorsichtig und hören Sie auf Ihren Bauch.

Ein guter Züchter geht auf jede Frage ein. Er überzeugt Sie mit seinem Fachwissen und ist ehrlich, wenn er bei einem Welpen Bedenken hat. Er schwatzt ihnen keinen Welpen auf und verweigert auch mal den Verkauf, wenn der Käufer so gar nicht für diesen Hund geeignet ist. Diesen Verkäufer zu finden, ist ein Glücksgriff.

Ein großer Hundetrainer, ich lernte ihn vor Jahren in Frankfurt kennen, sagte mir etwas, was sich bei mir einbrannte: „Von mir aus kann der Hund auch grün am Arsch sein, Hauptsache sein Wesen stimmt.“ Das ist die Auswahl, nach der ich den Hund kaufe. Stimmt die Chemie nicht zwischen dem Hund und mir, dann werden wir kein Pärchen. Lassen Sie Ihr Herz sprechen und vermeiden Sie es, auf den mütterlichen Milcheinschuss zu reagieren, der genau dann einsetzt, wenn die Meute angetippelt kommt. Um Energien zu spüren, muss man in Ruhe betrachten, frei von jeder Euphorie. Nicht das Habenwollen führt den Welpen zu Ihnen, sondern das Dasein. Was für uns bestimmt ist, findet auch den Weg zu uns. Dafür braucht man nur eines zu machen: Öffne dein Herz!

Beenden möchte ich, wie immer, mit einem Zitat von Maturana.

“Ich bin dafür verantwortlich, was ich schreibe, nicht aber dafür, was “Sie” lesen!”

Mit Hunden leben – Hundeschule

Über den Autor

Carsten Wagner

Kommentare

  • Einen Hund alleine wegen einem minimalen Zahnfehler (ohne gesundheitliche Benachteiligung für den Hund) aus der Zucht auszuschließen ist genauso fatal für den Genpool wie Hunde mit erhöhtem Aggressionspotential in die Zucht zu nehmen. Gerne hätte ich diesen Punkt detaillierter ausgeführt, aber der Text passt nicht hin. Bei allen anderen Punkten stehe ich voll und ganz hinter dem Autor!

  • Vielen Dank für den Kommentar. Ich hatte mich falsch ausgedrückt. Es handelt sich um ein Vorbiss, keine leichte Zahnschiefstellung. Ich ändere das, denn in diesen Punkt wäre ich komplett bei Ihnen. Lg

  • Der Miniatur Bullterrier ist ja erst so stark in Mode gekommen, weil der Standardbullterrier dank Bild so verunglimpft wurde/wird. Also stürzten sich viele auf den Mini. Die Nachfrage ist groß und der Preis hoch. Ein lohnendes Unterfangen für Vermehrer und Welpenhändler. Da wird produziert auf Teufel komm raus…. im wahrsten Sinne. So macht man Rassen kaputt.

    • Vielen lieben Dank Esther. In der Tat ist dies erschreckend. Ich hatte gerade wieder eine Geschichte im persönlichen Gespräch gehört, wo laut Untersuchungen durch ein MRT aufgezeigt wurde, dass ein genetischer Defekt im Gehirn des Miniatur Bullterriers vorlag, menschlich mit einer geistigen Behinderung zu vergleichen, die weitervererbt wird. Leider musse der Hund eingeschläfert werden. Das erschreckende daran ist, dass die gesamte Linie dieses Verhalten aufzeigt und damit weiter gezüchtet wird. Man soll es kaum glauben, doch im VDH durchaus ein renommierter Züchter.Ich konnte nur noch mit den Kopf schütteln und mir die Frage stellen, ob sich die Leute darüber bewusst sind, welches Leid sie den Menschen verschaffen und vor allem, welches Leid dem Tier. Dieser junger Hund war einfach nur zu bedauern und das einschläfern war eine Erlösung, die für den Halter mit einer unglaublichen Trauer verbunden war. den Schritt, ein Lebewesen aus dem Leben zu nehmen, trifft hier der Mensch.

  • Der Artikel könnte auch für die Malinois stehen .Welpen die kaum zu Händeln sind ,ich kann da aus Erfahrung sprechen.Gott sei Dank ist mein Bulli eher der Phlegmat und treibt mich eher durch nichts tun in den Wahnsinn . Als Züchter hat man eine Enorme Verantwortung dem Welpen und dem neuen Besitzer gegenüber. Einmal glaube ich das viele Züchter ihre Hunde vom Wesen her schlecht einschätzen können zum anderen zählt bei vielen nur das Endergebnis 💶💶💶 schade für die einzelnen Rassen.

  • Endlich ein Artikel, der genau beschreibt welche Probleme ich mit meinem Bullterrier hatte (im Kleinen noch habe). Hatte vorher Rottweiler,Dobermann aber noch nie war ein Welpen so agressiv wie dieser 10 Wochen alte Bullterrier. Ich hatte unzählige Bisswunden von Kopf bis Fuß weil dieser Welpe 5 bis 7 mal am Tag aus dem Nichts anfing auszurasten und mich anzufallen. War durch nichts zu beruhigen. Auch wenn er seinen Willen nicht bekam oder eine gestellte Aufgabe nicht schaffte ( Intelligenzspiele) fing er an mit Agression zu reagieren. Schlief als Welpe nicht mehr wie 2 Stunden am Stück und war ständig ruhelos und aufgekratzt trotz ausreichender Auslastung. Keiner hat meine Sorgen verstanden,selbst die Tierärztin suchte die Schuld bei mir und wollte mir nur “beruhigendes” Futter verkaufen. Und es stimmt, auch ich habe zu meiner Freundin,einer Hundetrainerin, gesagt: nie mehr im Leben einen Bullterrier und nach diesem Hund mal lang gar keinen mehr da ich Angst habe wieder so ein Monster zu ergattern. War auch schon vor dem Tierheim gestanden um aufzugeben und Mäx abzugeben.
    Heute,3 Jahre und saumäßig viel Arbeit,Zeit,Tränen und Geduld später, haben Mäx und ich es einigermaßen hinbekommen obwohl er immer ein etwas schwieriger Hund bleiben wird. Aber, er beisst und fällt mich nicht mehr an und akzeptiert dass ich das Sagen habe…..trotzdem, nie mehr einen Bullterrier

    • Vielen lieben Dank für diese ehrlichen Worte. Derzeit betreue gehäuft Fälle, wie Sie hier beschreiben. Das fehlende Verständnis und die pauschalisierte Schuldzuweisung sind bei allen Fällen identisch. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie definitiv nicht den Rucksack der Schuld alleine zu tragen haben. Sie wären überrascht, wie viele ähnliche Geschichten ich schon begleitet habe. Schaut man hinter die Kulissen, findet man viele Ursachen und Gründe des Verhaltens, die mit den Menschen / Hundehaltern nichts zu tun haben.

      Danke für Ihr Feedback

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