Es gibt tausend Ursachen, an einen Hund zu geraten!
Mein Hund Herrmann landete im November 2016 aus tragischen Gründen bei meinem Lebensgefährten und mir. Sein Herrchen war schwer an Krebs erkrankt, der zweijährige Hund war zu dem Zeitpunkt extrem ‘verhaltensauffällig’, sodass sich niemand fand, der ihn aufnehmen würde. So kamen wir zu Herrmann.
Er zog extrem an der Leine, ignorierte den Menschen, der mit ihm unterwegs war völlig, hatte die Nase nur am Boden und reagierte auf Hunde extrem, Menschen ignorierte er, solange er sein eigenes Ding machen konnte zunächst größtenteils, wurde aber Fokus von ihm gefordert, war jeder Reiz zu viel.
Hindernisse zeigen sich erst, wenn man den Weg beginnt zu gehen!
Ich hatte Mit Hunden leben – Hundeschule Düsseldorf schon kontaktiert, bevor Herrmann bei uns einzog, weil mir klar war, dass die Erziehung ohne professionelle Hilfe für mich völlig unmöglich wäre, zumal er auch noch mein erster Hund ist.
Wir hatten Herrmann erst eine Woche, als wir uns zum ersten Mal mit Carsten trafen, sodass sich noch gar nicht alle Macken offenbart hatten, aber was wir zu berichten hatten, veranlasste Carsten schon dazu, festzustellen, dass das eine nicht allzu leichte Aufgabe wird, an der wir wachsen würden.
Eine gelassene Grundeinstellung lässt uns Chancen erkennen!
Ich sah das noch alles sehr gelassen und dachte mir so: ‘Ja ja, soll wohl nicht so schlimm werden, ist ja nicht das erste Mal, dass ich was Schwieriges mache…’ Weit gefehlt, kann ich da rückblickend nur sagen. Bei Carsten lief Herrmann schon beim ersten Termin nahezu fokussiert an der Leine, sodass ich dachte, na, wenn die Technik so einfach ist, dann hab ich das in 2 Wochen drauf. Und genau das war das Problem: Die Technik brachte mir erstmal gar nichts.
Ich war gedanklich so beim Hund, habe ständig darüber nachgedacht, ob er bei dem nächsten Hund, Menschen, Radfahrer, LKW wohl auslöst und habe auch hinter jeder Kurve oder Ecke direkt den nächsten Hund, Passanten oder sonstigen Reiz vermutet, der garantiert wieder zum nächsten Ausraster führen würde, sodass ich gar nicht abschalten und ganz bei mir sein konnte, was für die Arbeit mit dem Hund essentiell gewesen wäre.So waren meine extreme Fokussierung auf das Verhalten des Hundes und das tatsächliche Verhalten eine sich selbst erfüllende Prophezeiung und wir drehten uns im Kreis.
Wer seine eigenen Emotionen nicht begreift, kann keinen anderen lenken.
Nur einige Beispiele für das Verhalten, mit dem ich mich auseinandersetzen musste: Wir gingen aus der Haustür, er springt knurrend und mit Kamm von Kopf bis Schwanz eine Passantin an und hängt ihr praktisch am Hals (er trug glücklicherweise einen Maulkorb und nichts ist passiert), die arme Frau hatte den Schock ihres Lebens. Jeder Hund bis auf 100 Meter löste Ausraster aus, bei denen Herrmann kaum zu halten war, das gleiche bei Traktoren, Nutztieren und LKW.
Völlig unvorhersehbar versuchte er, Passanten, Radfahrer o. Rollerfahrer anzugreifen. Sein sehr ausgeprägter Jagdtrieb veranlasste ihn auch dazu, hinter jeder Ente, Gans, Ratte etc. herzustürzen; die durch meine Intervention ausgelöste Frustration führte dann direkt zum nächsten Ausraster. Er versuchte auch, das Training zu sabotieren, indem er dauernd in die Leine biss und gezerrt hat, sodass ich nichts mit ihm machen konnte.
Drinnen und draußen müssen separat betrachtet werden, stehen aber im Verhältnis.
Zu Hause hat er anfangs auch kaum Ruhe gefunden, hat Futter auf seiner Decke so lange hin und her geschoben, bis seine Nase blutete, hat in die Wand gebissen, hat uns angestarrt und sehr ausdauernd angebellt, wenn wir ihn nicht groß beachtet haben, wir konnten kaum ein Fenster öffnen, weil er bei jedem Geräusch Alarm gemacht hat; zu Hause war also für einige Zeit auch die Hölle und ich kann schlecht sagen, wie oft ich kurz vorm Nervenzusammenbruch stand.
Dass Herrmann seit März 2017 epileptische Anfälle bekommt, hat es nicht gerade leichter gemacht, sich gedanklich vom Hund zu distanzieren und ganz bei sich zu sein. Im Umgang mit dem Hund erkannte ich mich selbst nicht mehr, noch nie im Leben hat mich etwas o. jemand so verzweifeln lassen und mir sind schon viele herausfordernde Menschen und Situationen begegnet.
Der Knoten platzt durch die eigene Einsicht!
Nach 10 Monaten, in denen ich mich an die Technik geklammert und Carsten gegenüber beteuert hatte, dass ich aber ganz bestimmt TOTAL entspannt im Umgang mit dem Hund sei, hat es klick gemacht und ich habe wieder zu mir selbst gefunden. Ich dachte nicht mehr:’Hoffentlich sind da draußen nicht so viele Hunde’, sondern ‘Na, Junge, lass mal kucken, wen wir draußen treffen’.
Es war mir egal, wenn Herrmann ausgetickt ist, hat mich nicht mehr so berührt und verzweifeln lassen und es hat vor allem nicht mehr so nachgewirkt und mir den Tag vermiest; es passierte auch kaum noch. Vorher bin ich ja in eine regelrechte Schockstarre gefallen. Diese Ausraster waren aber auch beeindruckend…
Seit ich im Umgang mit Herrmann eine souveräne Entspannung an den Tag legen kann, die wirklich von innen kommt und authentisch bin, hat sich für den Hund und mich die ganze Welt verändert. Er gibt draußen ab, meint nicht mehr, dass er alles regeln muss, gewinnt extrem an Impulskontrolle und wir werden ein echtes Team, es ist wie Carsten mir gesagt hat: 80% Einstellung, 20 % Technik. Auch drin gewinnt Herrmann zunehmend an innerer Ruhe, kommt bei Besuch sehr schnell runter und ist auch in fremder Umgebung nicht mehr so überdreht.
Die meisten Reize sind überhaupt kein Problem mehr und können von uns mit Minimalabstand passiert werden, andere Hunde sind viel weniger problematisch als früher, es kommt natürlich auch immer auf das Gegenüber an… Bis wir an jedem Hund mit 20cm Abstand vorbeilaufen können, dauert es wohl noch etwas, aber im Gegensatz zu ‘damals’ sind die Unterschiede im Verhalten riesig. Er hat sogar schon einen Hundekumpel in der Nachbarschaft gefunden, den er heiß und innig liebt.
Geduld zahlt sich immer aus!
Oft habe ich mich während der Anfangszeit gefragt, ob ich die Auseinandersetzung mit Herrmann durchstehen würde und immer wieder war Carsten da, um mich geduldig darin zu bestärken, dabei zu bleiben. Er hat mir immer wieder Mut gemacht, mich zum x-ten Mal an die Technik herangeführt, mich zusammengeschissen ;-), wenn ich in der Stunde nur Scheiß gemacht hab und der Hund nix mitnehmen konnte; er ist mit uns fast 200km gefahren, um Herrmann mit einem Trainerkollegen noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, um zu dem Schluss zu gekommen, dass er zwar eine klare Führung brauche, dass man das aber hinkriegen könne.
Ich bin mir sehr sicher, dass viele andere Hundeschulen uns mit unseren facettenreichen Problemen weggeschickt hätten und dass Herrmann, wenn er nicht bei uns gelandet wäre, entweder im Tierheim sterben würde o. schon längst tot wäre, weil er jemanden attackiert hätte.
Die eigene Einsicht zu den Dingen schafft nachhaltige Veränderung.
Carsten hat ein extrem tiefes Verständnis für das Verhalten von Hunden, erklärt in Ruhe, wie es zu diesem o. jenem Verhalten kommt, sodass man auch ein wirklich umfassendes theoretisches Wissen über Hunde erlangt; man merkt, dass ihm die Hunde wirklich am Herzen liegen und er hält nicht starr an irgendeinem Trainingsprogramm fest, sondern beschäftigt sich immer wieder damit, was Hund und Halter/in helfen könnte, um Fortschritte zu machen.
Ich würde diesen Hund nie mehr hergeben und freue mich jeden Tag wieder, wenn ich sehe, wie positiv sich Herrmann entwickelt hat.
Es kann helfen Erfahrungen auszutauschen.
Ich schreibe dies alles sicher nicht, um aller Welt mitzuteilen, wie toll ich bin, dass ich diesen Hund ‘hinbekommen’ hab und wir sind auch noch lange nicht am Ziel. Vielmehr hab ich während der Anfangszeit oft Erfahrungsberichte von Menschen gesucht, die eine solche Auseinandersetzung schon hinter sich haben, aber fast nichts gefunden. Allen Menschen, die diesen Schritt wagen, kann ich nur sagen: Es lohnt sich! Man hat nachher wirklich einen Gefährten fürs Leben…
Carsten hat mal gesagt, man bekommt immer den Hund, den man braucht. Ich hab mich manchmal gefragt, warum mein Karma so schlecht ist, dass ich das verdient hab. Mittlerweile weiß ich zu schätzen, wie viel ich durch den Beziehungsaufbau zu Herrmann über mich selbst gelernt habe und merke, dass diese Erfahrung meine Persönlichkeit wirklich geprägt hat. Wie Carsten anfangs sagte: Ich bin an der Aufgabe gewachsen und werde mit Herrmann sicher noch viele lehrreiche Stunden bei Mit-Hunden-Leben verbringen 🙂
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Und ich dachte ich wäre die einzige. Darüber zu sprechen bringt einen schon in die esoterische Ecke.
Danke, dass es Sie gibt.
Dankeschön für die lieben Worte, Petra. Das der Umgang mit Hunden energetischer Natur ist, kann in meinen Augen nicht in Frage gestellt werden. Das hat ganz und gar nichts mit Esoterik zu tun, sondern mit Emotion – Motivation – Verhalten. LG Carsten Wagner