Rückruf – mehr nicht!
Gerade das Rückruftraining ist für einen Großteil der Kunden das Hauptanliegen, für den Besuch in einer Hundeschule. Obgleich der Wunsch recht einfach ausgesprochen ist, machen sich nur die wenigsten ein klares Bild davon, wie optimal die Grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen, um ein generalisiertes Verhalten zu erreichen.
Denn bei der Arbeit mit Verknüpfungen spielt nicht nur die Anzahl der Wiederholungen eine große Rolle, um neue konditionierte Verhaltensketten aufzubauen. Die Effektivität des Lernens hängt gravierend von der Genauigkeit in den Wiederholungen selbst ab.
Das Abbruchsignal ist weitaus mehr, als ein Nein.
In diesem Video geht es darum, im Ansatz zu zeigen, welche genauen Abläufe vonnöten sind, um einen zuverlässigen Rückruf aufzubauen. Gerade das oft gelehrte Abbruchsignal, was den Hund in jeder Situation aus seiner Handlung herausreißen soll, bedarf wesentlich mehr, als den mahnenden Zeigefinger und das klassische Nein.
Hunde lernen situativ und ortsbezogen. Sie unterscheiden daher sehr genau, in welcher energetischen und emotionalen Lage etwas gezeigt werden soll. Im Auge des Hundes ist es ein gewaltiger Unterschied, ob ein Kommando aus der Ruhe, oder eben aus einer sehr erregten Lage gezeigt werden muss.
Ein Platz aus der Bewegung heraus ist also etwas komplett anderes, als ein Platz an Ort und Stelle in absolut ruhiger Gemütsverfassung. Somit wird auch ein Platz in der Entfernung vom Hund als etwas komplett anderes verstanden, als eine Ablage neben dem Halter.
Inhalte müssen generalisiert werden.
Infolgedessen ist ein Abruf aus einem Jagdverhalte etwas komplett anderes, als ein Herbeirufen aus der Ruhe heraus. Damit ein Hund aus einer Erregungslage abgerufen werden kann, muss der Abruf auch in der jeweiligen Trieblage separat gearbeitet werden. Jagt ein Hund einer Katze hinterher, dann wird er je nach Ambitionen, aber auch wegen seiner genetischen Veranlagung und erlernten Erfolge, nicht so ohne weiteres durch einen Rückruf aus dem Otto-Katalog zurückbeordert werden können.
Sicherlich mag es bei den weniger ambitionierten Jäger durchaus möglich sein, den Hund mit einem gelangweilten „Komm her“ an einem Reiz vorbei zu führen oder aber zurückzuholen. Bei Hunden, die schon eine beachtliche Erfolgsquote in der jagdlichen Disziplin erreicht haben, wird das pauschalierte Rückruftraining im standardisierten Erziehungsprogramm Lücken aufweisen.
Jedoch gilt: Wenn man einen ambitionierten Jäger an der Leine führt, wird der über Gehorsam geforderte Abbruch und das verlangte Zurückkommen keine Zuverlässigkeit gewähren, solange der Hund keine Balance in sich hat und die Beziehung zum Halter konfliktfrei etabliert ist.
Beute ist Ressource und das ist ein Beziehungsthema!
Denn wie bei vielen anderen Problemen, mit dem der Kunde bei einem Hundetrainer vorspricht, steht auch beim unkontrollierten Jagdverhalten vielmehr die Beziehungsstruktur zwischen Mensch und Hund im Fokus, und nicht der Grundgehorsam. Der Grundgehorsam an sich bietet sicherlich eine gute Möglichkeit, die Führungsqualitäten zu unterstreichen. Er alleine wird es aber nicht sein können, die verrückten Verhältnisse ausbalanciert zu gestalten.
Es ist nur schwer möglich, Gehorsam einzufordern, wenn keine Beziehungsbasis vorhanden ist.
Beim Jagen geht es um Reizschwellen!
Der Erfolg, ein unkontrolliertes Jagdverhaltens durch einen Rückruf abbrechen zu können, ist zum größten Teil davon abhängig, inwieweit die inneren Energiespannungen im Hund ausbalanciert sind. Ist die Wechselwirkung der erregenden und gehemmten Prozesse im Organismus noch zu turbulent, ist ein erfolgsorientiertes Training nur bedingt möglich. Je ruhiger und stabiler das Nervenkonstrukt des Organismus in Beziehung zur Umwelt steht, umso kontrollierter und somit ansprechbar ist der Hund im Jagdverhalten.
Abbruchsignal mit sofortigem Ausrichten zum Halter.
Bevor man im Modus der Erregung effektiv arbeiten kann, sollte das Abbruchsignal im Vorfeld sauber ausgearbeitet werden. Dabei ist es im ersten Moment zweitrangig, welches Signal man hierfür benutzt. Abhängig sollte es davon gemacht werden, in welchem Bestätigungsmodell später gearbeitet werden wird.
Ich benutze einen Zischlaut, da dieser neutrale Ton in der klassischen Konditionierung und später in der instrumentellen Konditionierung sehr differenziert verstanden wird. Da ich individuell gezielt, bestimmte Verhaltensketten in der positiven Strafe aufarbeite, wird mir der neutrale Ton, in Verbindung mit der richtigen Konditionierungsform, die vorausgesetzte Anonymität meiner Handlung gewährleisten.
Zur Erinnerung: Die positive Strafe ist weder schlecht noch gut. Genauso wenig, wie positive Belohnung nur gut oder nur schlecht ist. Beides sind unterschiedliche Systeme, die ein ähnliches Ziel erreichen sollen. In dem System der negativen Verstärker werden aversive Hilfsmittel verwendet, die eine Handlung unterbrechen sollen. Das System der positiven Verstärkung bringt im Gegenzug positive Verstärker in die Arbeit mit ein, welche dazu führen, dass ein Verhalten mehr gezeigt wird.
Der Ansatz hängt von der Motivation Mensch und Hund ab.
In welchem System, (neurophysiologisch, lerntheoretisch) und somit in welchem Bestätigungsmodell später gearbeitet werden kann, hängt nicht allein vom Hund ab, sondern auch von der Beziehungsfähigkeit des Menschen. Die Anwendung der positiven Strafe, negativen Strafe, negativen Belohnung, aber auch der positiven Belohnung ist individuell nach Thematik der Problemstellung und der charakterlichen Kompatibilität zwischen Mensch und Hund zu entscheiden. Da es nicht jedem Menschen gegeben ist, sich aus Situationen emotional zu befreien, ist das Modell der Strafe kein System, das jedem mit an die Hand gegeben werden darf.
Rückruftraining durch positive Strafe bedarf Motivations(hilfen)!
Die Herausforderung des sauberen Rückrufs liegt darin, in das Hilfsmittel zweierlei Bedeutungen einfließen zu lassen. Es muss vom Hund als aversiv und positiv verstanden werden. Wie genau man dies tut, wird in einem anderen Artikel erklärt werden. Hat der Hund diese beiden Sachverhalte sauber verknüpft, kann ich durch eine sogenannte Umlenkung dahin motivieren, dass der Hund von einer sich wegbewegenden Beute, in diesem Fall einem geworfenen Schlauch, ablässt, um mit hoher Erwartungshaltung zu mir zurückzukehren, da ein gleichwertiges Objekt (Schlauch) für seine Befriedigung sorgt.Dieser Weg des Rückruftrainings hat nur dann Erfolg, wenn der Hund das aversive Hilfsmittel Schlauch als extrem positiv empfindet. (Hier könnte auch jedes andere Hilfsmittel, nach sauberem Aufbau, verwendet werden.)
Wie Sie im Ansatz sehen konnten, bedarf es wesentlich mehr, optimale Bedingungen zu schaffen, um einen Rückruf, gerade im Jagdverhalten, abverlangen zu können, als den meisten bewusst ist. Da Hunde Situationen und Schlüsselreize extrem sauber verknüpfen, sind Genauigkeit in der Arbeit unumgänglich. Ansätze gibt es viele das Rückruftraining zu gestalten. Für Mit Hunden leben – Hundeschule ist kein Weg besser als der andere. Ich habe mich nur für meinen Weg entschieden. Alle anderen Wege, die zum positiven Erfolg führen, sind mindestens genauso interessant und richtig.
Mit Hunden leben – Hundeschule
Bei unserem Rocky war das mit dem Rückruf nicht sonderlich schwer. Auch sitz, bleib und Co hatte er recht schnell drauf. Mit ihm waren wir in keiner Hundeschule. Bei unserer Ida sah das ganze ein wenig anders aus. Sie hat einen Jagdtrieb daher haben wir uns hilfe bei einer Hundeschule gesucht. Nach ein paar Terminen in der Schule hatten wir sie so weit das sie fast jedes Mal zu uns gekommen ist wenn wir sie gerufen haben.